Unfortunately, it has become obvious that in this locality that the poverty and indigence of individual persons and whole families have increased rather than decreased, even though in recent years there was no lack of work and profit. Hence the questions: What is the cause and what is to be done to alleviate the need? For the most part, disorder, lack of thrift, drunkenness, etc., are the cause and for that very reason it is difficult to remedy the situation. For the handing out of welfare funds does not remove the causes.

There is, however, still another difficulty in that the means of raising funds are lacking. For should these be given from parish funds then an oppressive, almost exorbitant, burden will be placed on the parishioners, which is also particularly disagreeable since the success really depends on this: the orderly industrious parishioners are compelled to share their hard-earned bread with the slovenly who have the same opportunity to earn something just like everyone else. Nevertheless, the evil must be stopped just as much for the sake of the needy as for the rest of the parishioners, since the needy, especially the slovenly, will trouble and burden the others more and more as the situation continues.

Therefore, there is no other choice but for the Christian-minded residents of this locality to unite, each to work according to his ability for the best of the needy, not only through freewill contributions but also through direction and ambition of those who ask for welfare.

Hence, those who are able to give something are herewith asked to subscribe a yearly contribution for the welfare of the poor.

Those who subscribe in this manner will elect a board of directors, a secretary, a treasurer and two or three assessors, who, in agreement, free of charge, take over the care for and the direction of the poor and give a yearly written report.

Kotitz, 11 Mar 1845
Ernst Gottlob from Heynitz
Johann Kilian, Pastor at Kotitz

[Bill Biar]

Leider ist wahrzunehmen gewesen, daß in hiesigem Ort die Armuth und Hilfsbedürftigkeit einzelner Personen und ganzer Familien sich eher vermehrt, als vermindert, obwohl in den letzteren Jahren es nicht an Arbeit und Verdienst gefehlt hat. Es entstehen daher die Fragen, was die Ursache davon ist und was zu thun ist, um dieser Noth abzuhelfen. Bei weitem zum größten Theil ist Unordnung, Mangel an Sparsamkeit, Trunk usw. die Ursache davon und eben deshalb ist es schwierig, der Sache abzuhelfen. Denn Verabreichung von Unterstützungen räumt diese Ursache nicht hinweg.

Es liegt aber noch eine Schwierigkeit darin, daß die Mittel zu Aufbringung von Unterstützungen fehlen. Denn sollen diese durch Gemeinanlagen gewährt werden, so entsteht daraus eine drückende, fast unerschwingliche Last der Gemeinmitglieder, die noch besonders unangenehm dadurch wird, daß der Erfolg eigentlich darin besteht, daß die ordentlichen fleißigen Gemeinmitglieder genöthiget werden, ihr sauer verdientes Brot mit den Liederlichen zu theilen, die ebenso gut Gelegenheit haben, sich etwas zu verdienen, wie sie. Gleichwohl muß dem Übel Einhalt geschehen, eben sowohl um der Nothleidenden willen, als wegen der übrigen Gemeinmitglieder; denn diese werden je länger je mehr von den Hilfsbedürftigen, besonders den Liederlichen belästigt und gedrückt.

Es bleibt daher nichts übrig, als daß die christlich gesinnten Einwohner des Orts sich vereinigen, jeder nach seinem Vermögen zum Besten der Hilfsbedürftigen zu wirken, nicht nur durch freiwillige Beträge, sondern auch durch Aufsicht und Ermahnung derer, die um Unterstützung bitten.

Es werden daher diejenigen, die etwas geben können, hiermit aufgefordert, durch Unterzeichnung einen jährlichen Beitrag zur Unterstützung der Armen zuzusagen.

Diejenigen, welche auf diese Weise unterzeichnen, wählen dann einen Vorstand, einen Protocollführer, einen Cassierer und zwei oder drei Beisitzer, welche, versteht sich, umsonst die Verpflichtung der Sorge für und der Aufsicht über die Armen übernehmen und jährlich schriftlich Rechnung ablegen.

Kotitz, den 11 März 1845
(Gez.) Ernst Gottlob v. Heynitz
Johann Kilian, Pfarrer zu Kotitz

[Wiedmer; Biar]