Serbin 1 November 1867
Rev. G. Lehnigk, Altenburg, Perry Co. Mo.

Reverend, respected brother!

Your letter of September 18 this year, is partly pleasant to me, partly unpleasant. It is pleasant because, in contrast to your legalistic position which you took against me in recent times when you were in Serbin, you have come forward and opened an evangelical correspondence with me. I and my wife, who now lies very ill, but hopefully will recover, forgive you all, what your heart recognized as wrongs in connection with us in your actions here. For we are both poor sinners and could have wronged you. Therefore our forgiveness should only be an absolution for you.

Your letter to the congregation here has been officially read to a congregational assembly on October 6. No one said a word about it. But Johann Dube, the President of the assembly was given a formal commission to answer you. When he will do that I do not know. You know that our Johann Dube likes to take his time.

Unpleasant for me was your letter because with it you now remind me of the confused atmosphere and circumstances which took place before the church visit which I desire to be forgotten for always. Therefore choose, dear brother, when you write me again, say nothing more from the old confusion.

Your wish that those who associated with you would be taken into church and cared by me and my congregation has happened during Pentecost week by Rev. Fick. My opponent had the freedom to complain to his heart’s content all day for 4 days. Through it I and the President became so tired that I gladly waived my right to bring my complaints forth and only spoke at the close with request that one would remove me. But here I have indeed been clothed in shame as one who has been under investigation. My spirit has been chained, my mouth stuffed, that I no longer may fight, it is only in general.

But Rev. Fick is a dear evangelical person, who has not offended me with a single word during his church visit and whom I genuinely like. The annoyance of the investigation lie in the process not the person. The church visit certainly brought benefit to the congregation, but not to me. The congregation is unified. But how I stand with those that supported you, I do not know at this time. They are quiet and reserved. Symny, the rich miser who captured you and pushed for the church discipline, followed me in the examination. Now when a more intense church discipline program is proposed and implemented, he expresses his opposition to the congregation assembly and does not attend it anymore. That man only wants to persecute. Toward church construction he naturally does not give a cent.

Christoph Kokel has told me that Zimmerman, Umlang, and the young Eduard Wiederanders want to go to the Iowa Synod. But those are the people who stood in loose association with the earlier separatists. That is why one should not place too much weight on this movement. The core of your earlier following is still stable and it would be a slanderous, if I wanted to say that he heads toward Iowa. The truth is as I said, that I do not know how I stand with him. There is also some conversation about a new examination that should follow. In short, I appear in my own congregation as one who has been betrayed and sold.

Your things left here on September 10. My brother-in-law took the box and suitcase to Brenham. I wrote to Messrs. Thiele Seiler & Co. in New Orleans on September 6 and to J. Kaufmann & Co. in Galveston on September 9. I previously had also written to Robert Leisewitz in Brenham. I would like to know if I could be informed if the things safely arrive at Messrs Heincke & Estel in St. Louis.

The pamphlets addressed to you were first given to Carl Michalk. I do not know how many were in your suitcase. Paul Scharath and Bojke and Dube packed it. Letters, addressed to you I accepted. Mertink wanted to forward them to you. Recently several periodicals, addressed to you came to me. Those I tore up, ev. Luth. Mission und Kirche from Brunn No. 7 and 8 (very nice) Hermannburger Missionblatt No. 7 June and July, Lutheran Watchman several numbers etc. What should I do with these few issues? I will keep them around. But let these publications [know] your address.

The postage for the publications, that you received, has not yet been paid. I asked Postmaster Pohl to receive the postage payment for me and you. He said, he would therefore let them come to you from me. Until now he has not let them come. Do not concern yourself with these matters any more, dear brother. We will soon bring it in order, I and Bojke.

With that I remain in the Lord.
Yours, Johann Kilian, P.

[GRN; Biar]


Serbin am 1sten November 1867
Rev. G. Lehnigk, Altenburg, Perry Co. Mo.

Ehrwürdiger, Hochgeehrter Bruder!

Ihr Brief vom 18ten September d. J. ist mir theils angenehm, theils unangenehm. Angenehm ist er mir, weil Sie damit aus Ihrer gesetzlichen Stellung, die Sie in der letzte Zeit Ihrer Anwesenheit in Serbin mir gegenüber einnahmen, heraustreten und einen evangelischen Verkehr mit mir eröffnen. Ich und meine Frau, welche jetzt schwer krank liegt, aber hoffentlich wieder aufkommen wird, vergeben Ihnen Alles, was Ihr Herz in Beziehung auf uns an Ihren hiesigen Handlungen für unrecht erkannt hab. Denn wir sind beide arme Sünder und können auch Unrecht an Ihnen gethan haben. Darum soll unser Vergebung nur eine Absolution für Sie sein.

Ihr Schreiben an die hiesige Gemeinde ist in einer Gemeindeversammlung am 6ten October öffentlich vorgelesen worden. Niemand hat ein Wort dazu gesagt. Aber Johann Dube, der Präsident der Versammlung hat von der Gemeindeversammlung den förmlichen Auftrag bekommen Ihren zu antworten. Wann er das thun wird, weiß ich nicht. Sie kennen unser Johann Dube, daß er sich gern Zeit nimmt.

Unangenehm ist mir Ihr Brief darum weil Sie mich damit an die verwirrten Stimmungen und Verhältisse, welche vor der Kirchenvisitation hier stattfanden, erinnern Mich verlangt diese Zeit für immer zu vergessen. Darum erwähnen auch Sie, lieber Bruder, wenn Sie mir ja wieder schreiben, von dieser alten Confusion nichts mehr.

Was Sie mit denen, die Ihren anhingen, wünschte, daß ich sammt meiner Gemeinde in Kirchenzucht genommen werden möchte, ist in den Pfingstwoche von Präses Rev. Fick geschehen. Mein Gegner hatten die Freiheit, mich 4 Tage lang nach Herzenslust zu verklagen. Dadurch wurde ich sammt dem Präses so müde daß ich gern darauf verzichtetete meine Klagen vorzubringen, und nur zum Schluß die Bitte aussprach, daß man mich versetzen möge. Ich bin ja doch hier mit Schmach bedeckt als einer, der in Untersuchung gewesen ist. Mein Temperament ist in Ketten gelegt, mein Mund gestopft, daß ich nicht mehr strafen darf, es sei denn bloß im Allgemeinen.

Rev. Fick ist aber ein lieber evangelischer Mann, der mich in der Kirchenvisitation mit keinem Worte beleidigt hat und dem ich herzlich gut bin. Das Kränkende der Untersuchung liegt in der Sache, nicht in der Person. Die Kirchenvisitation hat allerdings der Gemeine Vortheil gebracht, aber nicht mir. Die Gemeinde ist vereinigt. Aber wie ich mit denen, die Ihnen anhingen, stehe, weiß ich bis Heute nicht. Sie sind still und zurückhaltend. Symny, der reiche Geizhals der Ihnen anfing und auf die Kirchenzucht trieb, verfolgte mich in der Untersuchung. Jetzt, wo ein schwerer Kirchenzuchtsfall vorgekommen u durchgeführt ist erklärt er sich gegen die Gemeindeversammlung u besucht sie nicht mehr. Der Mann will nur verfolgen. Zum Kirchenbau gibt er natürlich keinen Cent.
Christoph Kokel hat mir erzählt, daß Zimmermann, Umlang und der junge Eduard Wiederanders, zur Iowa Synode wollen. Das sind aber Leute die mit den früher Separirten in sehr losem Zusammenhange stehen. Darum soll man auf diese Bewegung kein großes Gewicht legen. Dar Kern Ihres früheren Anhangs hält sich still und es wäre Verleumdung, wenn ich sagen wollte, daß er nach Iowa hinsteuert. Das Wahre ist nur, daß ich wie gesagt nicht weiß, wie ich mit ihnen stehe. Es wird auch von einer neuen Untersuchung, die hier vorgehen soll gesprochen. Kurz, ich komme mir in meiner eigen Gemeinde wie verrathen u verkauft vor.

Ihre Sachen sind am 10ten September von hier abgegangen. Mein Schwager hat die Kiste und den Koffer nach Brenham gebracht. Ich habe untern 6ten September an Messrs.Thiele, Seiler & Co. in New Orleans u unteren 9ten September an J. Kauffman & Co. in Galveston geschrieben. Auch an Robert Leisewitz in Brenham habe ich vorher geschrieben. Es wäre mir lieb, wenn ich erfahren könnte, ob die Sachen, an Messrs Heinicke & Estel in St. Louis richtig angekommen sind.

Die an Sie adressirten Blätter sind erst an Carl Michalk abgegeben worden. Wie viel davon in Ihren Koffer gekommen ist, weiß ich nicht. Paul Scharath u Bojke u Dube haben das gepackt. Briefe, die an Sie adressirt sind, habe ich an angenommen. Mertink wollte Sie Ihnen überschicken. In letzter Zeit aber sind noch etliche Zeitschriften, die an Sie adressirt waren, an mich gekommen. Die habe ich aufgerissen, ev luth. Mission und Kirche von Brunn No. 7 u 8 (sehr schön) Hermannburger Missionsblatt No. 7 Juni u Juli, Lutheran Watschmann mehrere Nummere u. s. w. Was soll ich mit diesen wenigen Nummern machen? Ich behalte sie vor der Hand. Aber lassen Sie diese Blätter an sich adressiren.

Das Porto für die Blätter, die Sie gehalten haben, ist noch nicht bezahlt. Postmeister Pohl ward von mir aufgefordert, die Portozahlung für mich und Sie zu empfangen. Er sagte, er wurde mich einmal deßhalb zu sich kommen lassen. Bis jetzt hat er mich nicht kommen lassen. Kümmern Sie sich um die Sache nicht mehr, lieber Bruder. Wir werden das schon in Ordnung bringen, ich und Bojke.

Damit verbleibe ich in Herrn Ihr Johann Kilian, P.

[GRN; Biar]