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Author: Subject: 120.000 Kilian to K. A. Mattig [CHI, Serbin Collection] 23 Aug 1872 Wendish
mersiowsky
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[*] posted on 8-7-2015 at 09:23 PM
120.000 Kilian to K. A. Mattig [CHI, Serbin Collection] 23 Aug 1872 Wendish


In Serbin in Texas, 23 August 1872
To: K. A. Mattig, Miller in Uhyst


Dear Uncle,

I received your son Ernst’s letter of 5 January this year, in due order. But until now I was unable to find time for an answer, because in each year including this year, storms and hate prevailed in my congregation.

You have recently heard accurately, that in 1870 my congregation split anew, after it had been unified in 1867. The first division was in 1858 due to the conventicles. [sectarianism within the evangelical Lutheran state church. -- Musiat] But the second division originated because of things German, from the very members of my congregation who felt themselves drawn to the German. Serbin is a Sorbian colony. We had only one German widow when the colony was founded. But in 1868 we obtained a German teacher for the children. Soon several of our distinguished Sorbs joined with him and with our handful of resident Germans who had settled here, because they had become mixed with the Sorbs through marriage -- they wanted to be like the Germans. Misery resulted from such confusion so that a good third of my congregation broke off from me and my Sorbian majority in 1870.

One German is one German and a Sorb is nothing. This new congregation, that was set up for things German has called a clergyman, J. Pallmer, born in Bederwitz, and has built a new church and parsonage, opposite me that stares me in the face. But those Sorbs, who merely rode with the storm whose leaders did not anticipate, that several are now reconsidering, because they do not hear a Sorbish sermon on all Sundays, only Sorbian and German on alternate weeks. I however, preach Sorbian and German all Sundays, because I have several Germans those who felt separation as senseless. Even though, however, our Synod holds one faith for the two congregations, I do not readmit those Sorbs from Pallmer's congregation to rejoin. So the battle begins anew.

Last year we have completed the construction of our new church. It is built out of stone--70 feet long, 40 feet wide and 24 feet high to the roof. The walls are whitewashed inside and outside. Inside the church is painted white and furnished with lovely altar adornments. On the west side is the whitewashed tower with a green roof. We dedicated the building on the first Sunday in Advent and since then I have preached in it. Our old wooden church, where I had preached before, has been completely remodeled and rebuilt for a school.

This year in July my oldest son Gerhard returned home from the teachers seminary at Addison where he was trained for five years as a teacher. I had to pay approximately a thousand dollars for it. He has been named as the organist and teacher of my church congregation and I will induct him the next Sunday in eight days. So it will not be necessary for me to teach the children by myself as it has been. So I now anticipate, if God wills it, a better time than before.

And yet I would like to move back to the Sorb area, because here I feel constantly a stranger. In the vicinity we now have three Sorbian clergymen, who could replace me--J. Pallmer from Bederwitz, of whom I have already spoken. J. Schmid from Eulowitz and J. Proft from Maltitz so that your son Ernst could also move here, if only I know if he had remained Lutheran or if his Professor Kahnis in Leipzig has not misled him. But I would rather not say more this time. Send the enclosed letter to your son in Annaberg.

[GRN]



In Serbin in Texas, 23. August 1872
An K. A. Mättig, Müller in Ühyst/(vermutlich an der Spree)

Geliebter Onkel!

Den Brief Deines Sohnes Ernst vom 5. Januar dieses Jahres habe ich zu rechter Zeit erhalten. Aber zur Beantwortung fand ich bis jetzt keine (Zeit - fehlt), weil in meiner Gemeinde in jedem Jahr und so auch in diesem Jahr Sturm und Hast herrschten. Gleich den meereswellen gehen die Stürme über uns hinweg, so daß in dieser Welle alle Jahre nur Unruhe herrscht!

Du hast bestimmt gehört, daß sich im Jahre 1870 meine Kirchgemeinde erneut gespalten hat, nachdem sie sich im Jahre 1867 vereinigt hatte. Die erste Spaltung war 1858 infolge der Bibelstunden [štundarstwo steht als Begriff für Sektierertum innerhalb der evangelisch-lutherischen Landeskirchen - d.Ü.] Aber die zweite Spaltung entstand des Deutschtums wegen, von dem einige Mitglieder meiner Kirchgemeinde sich angezogen fühlten. Serbin ist eine sorbische Kolonie. Nur eine deutsche Witwe hatten wir, deren Kinder alle ebenfalls Sorbisch sprechen, als wir 1855 diese Kolonie gründet. Aber im Jahre 1868 erhielten wir einen deutschen Kinderlehrer. Mit diesem verbündeten sich bald einige unserer angesehenen Sorben sowie mit unserer hereingewehten Armvoll Deutscher, die sich hier angesiedelt hatten, m sich durch Heirat mit den Sorben zu vermischen - diese wollten gleich Deutsche sein.

Aus solcher Verwirrung ist das Elend entstanden, daß ein gutes Drittel meiner Kirchgemeinde sich im Jahre 1870 von mir und meiner sorbischen Mehrheit abgetrennt hat. Ein Deutscher ist ein Deutscher und ein Sorbe nichts. Diese neue Gemeinde, die sich für das Deutschtum einsetzt, hat den Geistlichen J. Pallmer, gebürtig aus Bederwitz, berufen und hat mir gegenüber eine neue Kirche und Pfarre gebaut, die mir ständig vor Augen stehen. Aber jene Sorben, die nur mit dem Sturm mitgerissen worden sing: Ihre Anführer haben nicht vorausgesehen, daß sich jetzt einige zurücksehnen, weil sie keine sorbische Predigt hören an allen Sonntagen, sondern nur ab wechselnd sorbisch und deutsch. Ich jedoch predige alle Sonntage sorbisch und deutsch, weil ich einige Deutsche behalten hatte, die das Unvernünftige erkannt hatten. Weil jedoch unsere Synode uns für zwei Gemeinden eines Glaubens hält, ist es mir verwehrt, diejenigen Sorben, die sich aus Pallmers Gemeinde mir wieder anschließen möchten, aufzunehmen. So beginnt der Krieg von neuem.

Wir haben unsere neue, aus Steinen erbaute Kirche - 70 Fuß land, 40 Fuß breit und 24 Fuß bis zum Dach hoch - vergangenes Jahr zu Ende gebracht. Die Mauer ist innen und außen geweißt. Innen ist die Kirche weiß gestrichen und mit schönem Altarschmuck versehen. Am Westteil steht der weißgetünchte Turm mit grünem Dach. Am 1. Adventssonntag haben wir sie eingeweiht und seither predige ich darin. Unsere alte Holzkirche, wo ich zuvor gepredigt habe, wird ganz zur Schule umgemodelt und umgebaut.

Diesen Jahr im Juli ist mein ältester Sohn Gerhard aus dem Lehrer-seminar Addison heimgekehrt, wo er 5 Jahre zum Lehrer ausgebildet worden ist. Ich hatte annähernd tausend Dollar Ausgaben damit. Er ist zum Organisten und Lehrer meiner Kirchgemeinde ernannt und am kommenden Sonntag in acht Tagen will ich ihn ins Amt einführen. So werde ich nun nicht mehr selbst die Kinder unterrichten müssen, wie bisher. Also steht mir jetzt, so Gott will, eine bessere Zeit bevor.

Unt doch möchte ich gern wieder ins Sorbenland ziehen, weil ich mich hier ständig fremd fühle. Immerhin haben wir doch hier jetzt drei sorbische Geistliche, die mich vertreten können - J. Pallmer aus Bederwitz, von dem schon die Rede war, J. Schmid aus Eulowitz und J. Proft aus Maltitz, so daß auch Dein Sohn Ernst hierher ziehen könnte, wenn ich nur wüßte, ob er Lutheraner geblieben ist und ob sein Professor Kahnis [?] in Leipzig ihn nicht verführt hat. Aber ich möchte diesesmal nicht mehr sagen. Schicke den beiliegenden Brief an Deinen Sohn nach Annaberg weiter.

[The following may fit with a different letter] [Check to see if the translation added to the English letter, such as 118 to Dr. Pfuhl]

...Die hier treu zu mir stehen, zu verlassen. Körperlich habe ich hier nichts auszustehen. Und dennoch fühle ich, daß, bin ich nicht zu Hause. Aber lange wird es nicht mehr dauern, dann komme ich heim.

Mit diesem Brief erlege ich Ihnen, lieber Herr, keine weitere Mühe auf, sondern empfehle mich nur Ihnen und den alten Freunden nach-haltig. Teilen Sie ihnen gelegentlich mit, wie traurig ich bin, daß mir jemand schreibt.

Ich verbleibe jedoch in Liebe
Euer untertäinger Johann Kilian G.

[S. Musiat]



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