Serbin 14 December 1877
To Herman Theodore Kilian, Fort Wayne

My dear Hermann!

Your last letter so unsettled me that I will respond immediately. You came under suspicion otherwise you would not have written me a letter, otherwise the Director would not have urged you to write me about the drafts.

Don’t you have a copy of the letter that you wrote between October 25 and November 27? Such a copy, if you have one, could completely exonerate you. The difficulty that you got yourself in should teach you that every letter you write to me or to other people, should be copied, before you write the clean copy. I have done that for many, many years and therefore I know what I have written in it and to where and when I wrote it. Make that also your rule. The copy may be written ever so poorly and corrected, nevertheless keep it. It can perform an important service in such difficulties as you were in.

A merchant maintains above all a good accounting system, or he will soon go bankrupt. And in every other undertaking such a precaution is necessary. Buy a folder in which you file all copies. In this folder also file all notices involving this matter and your expenditures. I regret that I had not done this earlier. Now I would like to know very much about my life but which I have forgotten. Therefore I am unable to write a comprehensive description of my life. Now take a warning from me and do not discard the copies of all your letters but preserve them and also to make notes concerning the important events of your life. Crede Experto. Share this letter also with your director if you wish.

These suggestions I make out of heartfelt love and concern.

Your loving father, Johann Kilian P.

[GRN; Biar]



Serbin am 14ten December 1877
An Hermann Theodor Kilian, Fort Wayne

Mein geliebter Hermann!

Dein letzter Brief beunruhigt mich so sehr, daß ich Dir gleich wieder schreibe. Du bist in den Verdacht gekommen, als hättest Du mir keinen Brief geschrieben, als der Herr Director Dir aufgetragen hatte, mir wegen des Wechsels zu schreiben.

Hast Du denn nicht ein Concept des Briefes, den du zwischen dem 25sten October und den 27sten November an mich geschrieben hast? Solch ein Concept, wenn Du es hast, kann Dich völlig rechtfertigen. Die Noth, in die Du gekommen ist, lehrt Dich, daß Du jeden Brief, den Du mir und andern Leuten schreibst, concepiren sollst, ehe Du ihn ins Reine schreibst. Ich thue das seit vielen, vielen Jahren und da weiß ich immer was ich dahin und dorthin geschrieben habe und wann ich geschrieben habe. Das mache Dir auch zur Regel. Das Concept mag noch so schlecht geschrieben u. _rig_ sein hebe es wohl auf. Es kann in solchen Schwierigkeiten, wie die Deine war, wichtige dienste leisten.

Einen Kaufmann hält hauptsächlich gute Buchsführung, sonst wird er bankerott. Und auch in jedem andern Erhältinß ist solche Vorsicht nothwendig. Kauf dir dazu eine Mappe, in welche Du alle Concepte hineinlegst. In diese Mappe lege auch alle Notizen hinein über dies. Euer und jenes u über Deine Geldausgaben ____ Ich bedaure, daß ich das früher nicht gethan habe. Jetzt möchte ich vieles aus meinen Leben __ wissen. Aber ich hab's im Laufe der Zeit vergessen. Daher kännte ich auch eine richtige Beschreibung meines Lebens nicht mehr zu Stande bringen. Nimm Dir nun an mir eine Warnung und versäume nicht, die Concepte aller Deiner Briefe aufzubewahren und auch Notizen zu machen über wichtige Begegnisse Deines Lebens. Crede Experto. Theile, diesen Brief auch den Herrn Director mit, wenn Du willst.

Solche Vorstellung macht Dir in herzlicher Liebe und Fürsorge

Dein Dich liebender Vater
Johann Kilian, P.

[GRN; Biar]