Serbin, Lee Co. Texas 29 June 1876
The Rev. F. T. Biltz, Concordia, Missouri

Dear President!

You would not have received a letter from me, had not the printed form of a parish report that appeared in “Lehre und Wehre” been sent to me. The completed form is enclosed. With it I have taken the opportunity to write a bit about something else. But I do not expect an answer to my thoughts.

The three congregations in Serbin and the two congregations on the West Yegua hold the same confession How should transfers between the congregations be handled? That is the question that now needs to be resolved peacefully.

When several of my congregation members transferred to Pastor Stiemke and therefore to a German one, even though many at the most understood very little, they were released by me or they asked for a release. With that they became members of Teinert’s faction which has not been recognized by my congregation. This factional congregation naturally increases under the leadership of such a competent clergyman as Pastor Steimke. I, along with my congregation, permit such a loss as a mother must permit it when children leave. But children cannot demand or be set free or cannot be disowned by her. Thereby she would renounce them. No mother does that because she still maintains her love for her departed children.

Thus like the aforementioned congregational member, J. Dube, a trustee in my congregation and last year delegate at the synodical convention, transferred to the new congregation of Pastor Proft. He announced his transfer to me and I notified my congregation as I notify all other departures. Thereby this matter was settled.

I wish that this practice here and on the West Yegua could become the general practice so that churchly freedom of movement could reign throughout. But which position will I receive in relation to St. Peter congregation, when members want to come to us because of the Wendish? Will it be acceptable if such Wends announce their transfers to me and then they announce their withdrawal to me or to Pastor Geyer? I have gone through unpleasant discussions with pastors Palmer and Greif about such cases.

It could come to the point where everyone can transfer from pastors Kilian and Proft, but no one can transfer to pastor Kilian and Proft except immigrants or strangers. It is self-understood that every congregation has to have the freedom of protest. But the basis of a protest must be conclusive. Wends who wish to rescue themselves from the two year German captivity of the St. Peter congregation should not be tyrannically held back.

I am making you aware of this point, dear President. For all quarrels arose over the transfers. I personally never caused trouble when people wanted to leave me. But one has only so much freedom as the neighbor permits.

With that I remain in the Lord.
Sincerely, J. Kilian, P.

[GRN; Biar]



Serbin, Lee Co. Texas am 29sten Juni 1876
Rev. F. T. Biltz, Concordia, Missouri

Hochwürdiger Herr Präses!

Sie würden jetzt keinen Brief von mir bekommen, wenn nicht in der "Lehre und Wehre" das gedruckte Schema eines Parochialberichts mir zugesendet worden wäre. Dieses Schema folgt hierbei ausgefüllt zurück. Damit habe ich Gelegenheit erlangt, Ihnen etwas Apartes zu schreiben Ich verlange aber keine Antwort auf meine Gedanken.

Die drei Gemeinden in Serbin und die zwei Gemeinden an der West Yegua gelten für Gemeinden gleichen Bekenntnisses. Wie soll's zwischen diesen Gemeinden bei Übertritten gehalten werden? Das ist die Frage, die jetzt im Frieden entschieden werden muß.

Wenn etliche meiner Gemeindeglieder zum P. Stiemke, mithin ins Deutsche, das doch manche derselben äußerst wenig verstehen, übergetreten sind, so sind sie bei mir abgemeldet worden oder haben sich selbst abgemeldet. Damit sind sie Glieder der Teinert'schen Partei geworden, welche von meiner Gemeinde nicht anerkannt werden kann. Diese Parteigemeinde vermehrt sich natürlich unter der Amtsführung eines so tüchtigen Geistlichen, wie P. Stiemke ist. Ich lasse mir mit meiner Gemeinde solchen Abfall gefallen, wie eine Mutter sich's gefallen lassen muß, wenn Kinder von ihr weglaufen. Aber Entlassung oder Anerkennung können solche Kinder von der Mutter nicht verlangen. Damit würde sie sich von ihnen lossagen. Das thut doch keine Mutter, die ja zu ihren fortgegangen Kindern noch Liebe behält.

So, wie die eben gedachten Gemeindeglieder, ist J. Dube, welcher Trustee meiner Gemeinde und im vorigen Jahre Deputirter meiner Gemeinde bei der Synode war, zur neuen Gemeinde das Pastors Proft übergegangen. Er hat sich bei mir abgemeldet und ich habe die Abmeldung meiner Gemeinde angezeigt, wir ich ihr alle derartige Abmeldungen anzeige. Damit ist diese Angelegenheit abgethan.

Ich wünsche, daß dies Praxis hier und an der West Yegua zur allgemeinen Geltung komme, damit kirchliche Freizügigkeit durchgehends herrsche. Aber welchen Stand werde ich der St. Petri Gemeinde gegenüber bekommen, wenn Glieder derselben um des Wendischen willen zu uns wollen? Wird es ihr genug sein, wenn solche Wenden sich bei mir anmelden und dann von mir oder ihnen selbst beim Pastor Geyer, abgemeldet werden? Ich habe in solchen Fällen mit den Pastoren Palmer u Greif widerwärtig Discussionen durchzumachen gehabt. Es kann dahin kommen, daß es heißen wird:

Von der Pastoren Kilian und Proft darf jedermann fortgehen, aber zu den Pastoren Kilian und Proft darf niemand übergehen, ausgenommen ein Eingewanderten oder Fremder. Es versteht sich von selbst, daß jede Gemeinde die Protestationsfreiheit behalten mus. Aber die Gründe einer Protestation müssen durchschlagend sein. Wenden, die aus der nun zweijährigen Deutschen Gefangenschaft der St. Petri Gemeinde sich retten wollen soll man nicht tyrannisch festhalten.

Ich mache Sie, lieber Herr Präses, auf diesen Punkt aufmerksam. Denn aller Zank kam bisher von den Uebertritten her. Ich, für meine Person machte niemals Umstände, wenn Leute von mir weg wollten. Aber man hat nur so lange Frieden, als der Nachbar will.

Damit verbliebe ich im Herrn Ew. Hochwürden ergebener J. Kilian, P.

[GRN; Biar]