Serbin, Lee Co. Texas 21 October 1876
To Matthias Wukasch, Frohna
Dear Brother!
Your letter of October 14 is a sharp attack. And it is not surprising. Because my letter was also sharp. But we are not as badly divided as it would
appear after both letters which include your assurance that you have sincere love for me and entertain no bad feelings against me. That places me in
welcome peace and I can endure the sharp manner in which we correspond with each other.
I must tell you, however, what hurt me in your letter. That was the remark that you found nothing in Luther that I read to you from Luther. That
gives the impression, that I read something from Luther, that is not written in Luther. Against the possibility that such suspicion exists I had to
justify myself, which I also have done through the illustrations of the two interpretations of Genesis. That is the actual source of the
misunderstanding. That is why something sharp came out and that is why I also said that I would things alone and not touch things that could lead to
reefs and it actually did.
One must also be cautious in intimate speech with dear friends. You can now draw that conclusion yourself. From this I blame my failure to be
cautious, and you will not come to understand that I regret giving up our former relationship.
At the same time, I consider the cessation of our correspondence as positive. Oral conversation is better than a correspondence because it easily
leads to misunderstandings. Let us let all those things rest that we had between us until we meet again or until we “obtain perfection in our eternal
home” where no misunderstanding will disturb us.
In the meantime, let us uphold ourselves in the printed heading of your letter: Now that we have been made righteous through faith, we have peace
with God through our Lord Jesus Christ.
With that I remain in the Lord Yours
Johann Kilian, P.
[GRN; Biar]
Serbin, Lee Co. Texas am 21 October 1876
An Matthias Wukasch, Frohna
Lieber Bruder!
Dein Brief vom 14ten October ist scharf ausgefallen. Und das ist kein Wunder. Denn auch mein Brief war scharf. Es steht aber nicht so schlimm
zwischen uns beiden, wie es nach den beiden Briefen den Anschein hat Deine Versicherung, daß Du aufrichtige Liebe zu mir hast und keine schlimme
Meinung gegen mich hegst, stellt mich vollkommen zufrieden und ich bedaure die scharfe Art, wie wir mit einander verkehrten.
Ich muß Dir aber doch sagen, was mich in Deinen Briefe verletzte. Das war die Bemerkung, daß Du in Luther nichts davon gefunden hast, was ich aus
Luther Dir vorlas. Das hatte den Schein, als hätte ich Dir etwas aus Luther vorgelesen, was im Luther nicht steht. Gegen solchen möglicher Weise
vorhandenen Verdacht mußte ich mich rechtfertigen, was ich auch durch Hervorhebung der zwei Auslegungen des ersten Briefs Mose von Luther gethan habe.
Das ist die eigentliche Quelle des Mißverständnisses. Darum bin etwas scharf ausgefallen und darum habe ich auch gesagt, daß ich mich hätte gehen
lassen und Dinge berührt, die auf Klippen führen konnten und wirklich geführt haben. Man muß auch im traulichen Gespräch mit lieben Freunden
vorsichtig sein. Das wirst Du jetzt selbst einsehen. Daraus, daß ich meinen Mangel an Vorsichtigkeit tadle, wirst Du nicht beweisen können, daß ich im
Übrigen meinen mit dir gepflogenen freundlichen Umgang bereue.
Daß unser Briefwechsel jetzt aufhört, halte ich gleichfalls für gut. Mündliche Unterredung ist besser, als ein Briefwechsel weil derselbe leicht zu
Mißverständnissen führt. Wir lassen also alle die Sachen, welche wir mit einander hatten, vor der Hand ruhen bis wir wieder zusammenkommen oder bis
wir "zu der Vollkommenheit in der ewigen Heimath gelangen werden," wo kein Mißverständniß mehr stören wird.
Indessen halten wir uns an die gedruckte Ueberschrift Deines Briefes: Nun wir denn sind gerecht worden durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott
durch unsern Herrn Jesum Christum.
Damit verbleibe ich im Herrn
Dein Johann Kilian, P.
[GRN; Biar]